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SUPERHELDEN - GUT UND BÖSE //

MOMSBUSINESS //


Bei meinen beiden Rackern sind Superhelden gerade voll in. Seitdem Nio eine Spiderman und Batman Figur vom Christkind bekommen hat sind sie aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken. Beide Kinder lieben Rollenspiele, davor mit „Cars“ Autos oder sogar den „Hoptimists“ (die eigentlich keine Spielzeuge, sondern nur Dekoartikel sind ). Doch wahrscheinlich durch Papas Geschichten beeinflusst (selbst Marvel und Avengers Fan) stehen jetzt die Superhelden an erster Stelle.

Am meisten hat mich verblüfft dass Thiago unser kleiner zwei jähriger so vernarrt in diese Figuren ist dass sie kaum jemand berühren darf. Und so waren zwei Helden schnell zu wenig und die Sammlung wurde erweitert, da gibt es nun einen scheußlichen Hulk, den athletischen Thor, Spiderman, den stolzen Captain America und für Thiago gehört auch Buzz Lightyear von „The Toy Story“ dazu.

Nio hat sich zu seinem 5. Geburtstag nun auch böse Figuren gewünscht, was ich eher skeptisch betrachtete. Ich begab mich auf die Suche und fand die Figuren teilweise nicht unbedingt kindgerecht und ziemlich erschreckend. Doch dann las ich in einem der Artikel von meiner Mama Hilde: SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND, WER IST...? - „das schon Kinder die scheußlichsten Figuren lieben, die sie in Rollenspiele verwickeln und denen sie ihre Stimme leihen, um auch ihre unschönen Gefühle ausleben zu können.“

Das machte mich stutzig und ich dachte noch mal über meine Zweifel nach und bat meine Mama dieses Thema genauer zu erklären. Im folgenden Artikel lest ihr warum Nio nun doch eine „böse“ Figur (altersgerecht und nicht gruselig) bekommen hat und warum dieser Gegenpol ganz wichtig für die kindliche Entwicklung ist...

Zwei Seelen in meiner Brust!

Wie ist das eigentlich bei Kindern?

Wir haben schon mehrfach über die unterschiedlichen Seelen in unserer Brust gesprochen, die widersprüchlichen Gedanken und Gefühle, unsere verschiedenen Persönlichkeitsanteile, und wie sie sich zeigen oder zum Ausdruck kommen.

Nun kommt immer wieder die Frage – und bei Kindern, wie ist es da?


Kinder bis etwa zwei, drei Jahren, also bis etwa zu dem Zeitpunkt, wo sie zu sprechen beginnen, leben auf einer reinen „Empfindungsebene“, sie werden unmittelbar von ihren direkten Empfindungen und Gefühlen geleitet. Sie müssen erst lernen zu begreifen, zu sortieren und vor allem zu reflektieren und auszusprechen. Schon auf Grund ihrer „Größe“ können sie die Welt nicht überblicken und verstehen, was vor sich geht. Man braucht sich nur einmal für ein paar Minuten auf das Niveau eines Kleinkindes nieder zu lassen und versteht sofort was gemeint ist – alles wirkt groß und vielleicht überwältigend. Sie können auch nicht die Perspektive eines anderen einnehmen, dazu wäre eine Abstraktion notwendig, die sie noch nicht leisten können.


Deshalb leben Kinder bis sie etwa 8-10 Jahre alt sind, je nach Entwicklungstempo, in einem „magischen“ Weltbild. Sie können nicht anders, als alles was um sie herum passiert, auf sich zu beziehen. Sie glauben, dass das Wetter nicht schön wird, weil sie ihren Teller nicht leer gegessen haben, das Christkind oder der Osterhase die Geschenke bringt, der Schatten, den der Vorhang an die Wand wirft, ein bedrohliches Monster ist. Leider auch, dass Mama und Papa sich streiten, weil sie nicht brav waren, oder Oma sich das Bein bricht, weil sie nicht mitgegangen sind. Die erlebten Dinge werden also zueinander und vor allem zur eigenen Person „magisch“ in Beziehung gesetzt. Das Kind versteht sich als Nabel der Welt, weil es andere Zusammenhänge noch nicht kennt.

Die Krux ist, dass das Kind sich gleichzeitig abhängig erlebt, also einen Instinkt dafür besitzt, dass es auf Versorgung und Schutz durch seine Bezugspersonen angewiesen ist, ohne sie vom Tod bedroht wäre in dieser riesigen unüberschaubaren Welt.


Vielleicht kannst du dir annähernd vorstellen, was für Gefühle diese Sicht auf die Welt auslösen muss. Das Kind fühlt sich ausgeliefert und hilflos, und gleichzeitig mächtig in Bezug auf das, was um es herum passiert. Eine Kombination, die heftige widersprüchliche Gefühle auslöst, über die das Kind aber nicht nachdenken, sich nicht distanzieren, über die es nicht „reden“ kann. In der Seele eines Kindes befindet sich eine sehr lebendige Welt von Engeln und Teufeln, von Feen, guten und schaurigen Geistern und Monstern. Ausdruck findet diese Welt nonverbal: im Spiel, in Zeichnungen, in der Fantasie, im Aufsaugen der immer gleichen „gruseligen“ Märchen und Geschichten.


Viele Erwachsene und vor allem besorgte Eltern haben oft die Idee, dass die Welt eines Kindes „schön“ und harmonisch sein sollte, man die bösen Märchen und Sagen von ihnen fern halten sollte, um sie garnicht damit in Berührung zu bringen. Diese Auffassung wird dem kindlichen Erleben nicht gerecht und bringt das Gegenteil von dem, was erreicht werden sollte: es lässt das Kind mit seinen unguten Empfindungen erst recht allein. Es lernt, dass seine Gefühle „falsch“ sind und schließt daraus, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung sein muss, wenn die Großen so nicht fühlen.


Was also tun? Lasst den Kindern die altersgemäßen (!) Märchen und Sagen, spart auch die „gruseligen“ Teile nicht aus beziehungsweise erzählt sie kindgerecht. Auf symbolischer Ebene entsprechen diese Märchen dem Innenleben, den inneren Kämpfen in der Seele eines Kindes. Und die Märchen zeigen ja stets auch, wie mit „Bösem“ mit Hindernissen umgegangen werden kann, wo es Mut braucht oder Klugheit oder auch Akzeptanz.


Um ein Missverständnis von vorne herein auszuschließen:

Wir sprechen hier von einem altersgerechten Angebot! Das heißt in einer Welt der ständigen Medienpräsenz sorgfältig zu dosieren, sich zu informieren und zu fragen: wie lange darf ein Kind entsprechend seinem Alter eine Fernsehsendung oder einen Film anschauen, so dass es ihm noch zuträglich ist?! Die bewegten Bilder über schon auf Kleinstkinder eine große Faszination aus und wir wissen, dass ein allzu legerer Umgang damit negative Auswirkungen auf Fantasie, Kreativität und Spielfähigkeit des Kindes haben. Darüberhinaus ist für Eltern wichtig auch die Inhalte zu prüfen, grausame reale Szenen, wie sie uns heute in jeder Berichterstattung überschwemmen, gehören nicht in Kinderköpfe, und eigentlich auch nicht in die von Erwachsenen! Eine zu große Flut von grausamen Bildern führen erst zu Albträumen, später zu Abstumpfung und Verrohung.


Am Besten ist immer noch, den Kindern je nach ihrem Bedürfnis Geschichten und Märchen vorzulesen oder zu erzählen, dabei ist es meist der kindlichen Fantasie überlassen die Figuren zu gestalten und auszuschmücken. So haben sie eine Projektionsfläche für ihre inneren Anteile oder können „neutralere“ Gestalten „zum Leben erwecken“. Und auch bei den Filmen oder käuflichen Figuren kann man auf altersgemäß verträgliche Zurückgreifen. Trotzdem dürfen und sollen Geschichten auch einfach schön sein. Es geht lediglich darum Kindern auch negative Gefühle und Gedanken zu zugestehen und ihnen damit die Möglichkeit zu geben diese Gedanken auszudrücken.


Aus dieser Perspektive wundert es einen nicht, dass die ganzen Fantasy – Filme so einen Zulauf haben, die Kinder die Figuren lieben und sich wünschen, ob Batman, Spiderman, Hulk oder wie sie alle heißen.

Einer meiner kleinen Enkel sagte neulich: “Schau Omi, das ist der gute Spiderman und das der böse“, und zeigte mir eine rote und eine schwarze Figur. Und der böse sei `nicht nur böse, er würde auch beschützen`. Die genaue Beschreibung unserer normalen aggressiven Ausstattung: sie ist nicht nur dazu da anzugreifen, sondern auch uns zu beschützen, zu verteidigen, Grenzen zu setzen!

Mit Hilfe auch der „schrecklichen“ Figuren können Kinder den Kampf ihrer unterschiedlichen Gefühle und inneren Impulse zum Ausdruck bringen, „gut“ gegen „böse“ kämpfen lassen, „grausam“ sein und bestrafen, Enttäuschung, Wut, Eifersucht und Trauer gefahrlos ausleben, ohne dabei dem kleinen Bruder an die Gurgel zu gehen oder ihre Ohnmacht dem übermächtigen Vater gegenüber spüren zu müssen.

Die Heldenfiguren wiederum, die Gegenspieler der bösen Figuren, dienen dem Kind dazu seine Machtfantasien auszuleben „alles ist möglich“ „ich bin stark“ „ich habe Superkräfte“. Dabei gilt je weniger greifbar und je unrealistischer die Figuren sind umso besser lassen sie sich mit der eigenen Fantasie ausschmücken. Zähnefletschende Dinosaurier, Hexen oder Superhelden hat noch kein Kind (oder Erwachsener) gesehen, da bleibt ganz viel Interpretationsfläche und Platz für eigene Ideen. Im Märchen und in der Fantasie ist alles erlaubt!


Aus diesem Grund lieben fast alle Kinder Rollenspiele und es ist schön und hilfreich, wenn Eltern oder Großeltern sich hinein verwickeln lassen!

Früher waren es Kasperletheater mit Kasperle, Gretel, dem Polizisten, dem Räuber und dem Krokodil. Oder das Puppenhaus.

Heute sind es Shrek und Superman, oder sprechende Autos mit Gesichtern. Oder Playmobil- und Lego- Figuren. Oder Stofftiere.

Bezeichnenderweise gibt es überwiegend männliche „Schreck“- Figuren, die auch von Jungen- Eltern mehr gekauft werden. Mag sein, dass Jungen von Natur aus mit stärkeren aggressiven Impulsen ausgestattet wurden, sind sie doch das stärkere Geschlecht und hatten, nicht nur in Urzeiten, die Aufgabe Brut und Nest zu beschützen. Vielleicht spielt aber auch männliche bzw. weibliche Sozialisation über Jahrhunderte mit in diese stärkere Ausprägung hinein.

Auf jeden Fall kann es nicht schaden, auch Mädchen Abbilder anzubieten, in denen sie ihre Impulse spiegeln können. Gerade jenen Mädchen, die wie „Mama“, alles hübsch haben, die Prinzessin sein wollen. Da können Spiderwoman, Catwoman und co. die böse Fee, die Hexe, die Stiefmutter ersetzen und kraftvoll den unerwünschten Gefühle zu ihrem Ausdruck verhelfen.


Auch für uns Erwachsenen gilt: In der Fantasie und in Gedanken ist fast alles erlaubt. Nicht umsonst sind Krimis und entsprechende Fantasygeschichten und Serien auch bei uns Großen so beliebt.

Endlich darf man ängstlich lustvoll dabei zusehen, wie dem untreuen Partner die gerechte Strafe angetan, der Nebenbuhlerin der Garaus gemacht wird.

Es kann sehr erfrischend und befreiend sein, wenigstens in der Fantasie, mal nicht versöhnlich, verständnisvoll, nachsichtig, nicht edel, hilfreich und gut zu sein, sondern sich die geheimsten Rachewünsche auszumalen und eben den handelnden Held/Innen im Film zuzuprosten.



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