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SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND, WER IST...?//

COUCHSTORIES //

(photographer: Arton Sefa, muse: Julian)

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der/die Schönste/r im ganzen Land?

Wenn wir den Selbstdarstellungen auf Facebook, Instagram, und Co. glauben wollen, ist unsere Welt bevölkert mit schönen, schlauen, fitten, temperamentvollen, fähigen, liebenswerten und erfolgreichen Wesen, die auch noch jede Menge Spaß haben, die schönste Erlebnisse und besten Beziehungen, einen begeisterten Chef und abenteuerliche Reisen erleben dürfen.

Jetzt sieh dich einmal um in deiner unmittelbaren Umgebung, bei deinen Nachbarn, Kolleginnen, Freundinnen und Verwandten. Wie viele dieser Wunderwesen kennst du, wenn du ganz genau hinsiehst und dich nicht blenden lässt?

Eben!


Das Problem mit diesen Trugbildern ist, dass wir kaum verhindern können, dass sie erheblich unser Selbstbild beeinflussen und gefährlich verzerren. Wir kennen die Welt der schönen Bilder aus der Werbung, bei der Heerscharen von Psychologen daran arbeiten unser Unterbewusstsein zu beeinflussen, indem sie versuchen über all unsere Sinne unsere tiefsten Wunschbilder zu aktivieren.

Unsere kleine innere „Prinzessin“ war selbstverständlich die Schönste und Lieblichste im ganzen Land, der kleine „Prinz“ hatte das schnellste Pferd, die schönste Kutsche und das magischste Schwert. Und natürlich, als sie sich endlich gefunden hatten, gehörte ihnen das ganze Land und sie lebten glücklich bis an ihr seliges Ende.

Diese archaischen Bilder finden sich in Märchen, Mythen und Sagen auf der ganzen Welt und haben uns bis heute fest im Griff.

Mit den anderen Wesen, die auch in allen Märchen vorkommen, die Hexe, die böse Fee, die böse Stiefmutter, der böse Zauberer, der Gnom, wollen wir lieber nichts zu tun haben, mit denen identifizieren wir uns nicht, was könnten wir mit denen schon zu tun haben!

Und ihr ahnt es schon - ja, auch diese Wesen gehören in unser tiefstes Selbstbild, nur machen sie uns Angst und deshalb negieren wir sie in uns.

Du erinnerst dich an die Geschichte vom schwarzen und vom weißen Wolf, an die Vielzahl unserer positiven und auch negativen Gefühle und dass all das zu uns gehört? (hier zu lesen: Die Kraft der Gedanken - Couchstory)


Genauso ist es mit der Entwicklung unseres Selbstbildes. Es nährt sich aus unseren ureigensten Wesenszügen und Antrieben, aber vor allem aus den Rückschlüssen, die wir aus dem Verhalten unserer Bezugspersonen uns gegenüber ziehen, aus dem, was wir in unserer Kindheit erlebt haben in guten und schlechten Situationen und den „Bildern“, die wir gesehen haben, oder die uns gezeigt wurden.


Aus all dem ziehen wir unsere Schlussfolgerungen, z.B.:“ …wenn ich geliebt und gesehen ...werden will, muss ich schön, schlau, brav, fleissig, ruhig oder temperamentvoll...sein...“.

Und das tiefste Bestreben in jedem von uns ist, uns geliebt, gesehen und verbunden zu fühlen, entsprechend unserer essentiellen Grundqualitäten (mehr hier auf unserer Couchstory: Essentielle Grundqualitäten), über die wir hier schon gesprochen haben.

Wir beginnen also unser „Wunsch-Selbstbild“ zu entwerfen und verinnerlichen ganze Skalen an „gut und böse“, „richtig und falsch“, „wünschenswert und unerwünscht“. Vor dieser „Blaupause“ aus inszenieren wir unsere Selbstdarstellung, um uns und anderen zu beweisen, wer wir sind, was wir können, was uns als Person ausmacht. Und – wir tun viel, um daran keine Zweifel aufkommen zu lassen, weder in uns selbst noch bei anderen. So fühlen wir uns akzeptabel und Herr der Lage.

Doch wehe, wenn sich die Eigenschaften in uns melden, die wir in das Schattenreich unserer Seele verbannt haben, die Schwäche, Angst, Wut, Unsicherheit, Mutlosigkeit, die Hilflosigkeit, das nicht Können und nicht Wollen, der Neid und die Eifersucht, die Bosheit..., die Aspekte unseres menschlichen Daseins, die wir partout an uns selbst nicht wahrnehmen wollen, weil sie irgendwann in unserer Kindheit Ablehnung und Ausgeschlossen-werden, bedeutet haben.


Diese Eigenschaften werden spürbar, wenn wir Konflikte erleben, Streit, Misserfolg, Versagen und auch Krankheit, körperliche Schwäche, Niedergeschlagenheit. Was dann...?? Das passt nicht in das Bild, das wir von uns haben wollen, auch wenn wir insgeheim wissen, dass es da ein paar „Untiefen“ in uns gibt.

Eine Methode, um im Streitfall die uns unangenehmen inneren Wahrheiten nicht fühlen zu müssen, ist die Projektion, wir kennen sie alle! Es ist der andere, der sich falsch verhält, der hinterhältig, unehrlich, rücksichtslos ist: „Aber du...., wenn du nicht dies oder das getan, gesagt hättest....!“ Es ist der unfähige Chef, der sein Handwerk noch nie verstanden hat, der lieblose Partner, der sich einfach nicht so verhält, wie man sich das wünschen würde. Das undankbare Kind, das nicht sieht, was man alles getan hat, die egoistische Freundin, die nur an sich denkt. Manchmal staunt man, dass man von jemandem genau das vorgeworfen bekommt, was derjenige selbst immer tut! Je länger die Schimpftiraden, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man neben der vielleicht gegebenen Realität, eigene Schattenseiten im anderen bekämpft!

Schon Kinder lieben die scheußlichsten Figuren, die sie in Rollenspiele verwickeln und denen sie ihre Stimme leihen, um auch ihre unschönen Gefühle ausleben zu können.

Eine andere Art unerwünschte Eigenschaften nicht wahrnehmen zu müssen, ist, einfach so zu tun, als gäbe es sie nicht. So macht die Geschwächte einfach weiter wie bisher in ihrer Aktivität, ihrem Sport oder ihrer Pflichterfüllung, funktioniert mit zusammen gebissenen Zähnen weiter, als wäre nie etwas passiert.

Diese Vorgehensweisen bewirken, dass wir immer mehr die Verbindung zu uns selbst verlieren, unser „Selbstbild“ zur Fassade wird, wir uns immer schlechter fühlen und unsere Anstrengungen erhöhen müssen. Einer der direkten Wege ins Burnout, und weit entfernt, von echtem Selbstwertgefühl oder gar echter Selbstliebe.


Die Quintessenz aus unseren Erkenntnissen ist einfach: Wir müssen und dürfen uns trauen, einfach so zu sein, wie wir sind. Mit all unseren Stärken und Schwächen, Fähigkeiten und Unzulänglichkeiten. Wir brauchen nicht vollkommen zu sein, aber es ist dringend notwendig, dass wir wieder vollständig werden, das heisst, dass wir uns auch unsere schwierigen, ungeliebten Seiten anschauen und akzeptieren, dass sie da sind. Nur dann können wir sehenden Auges mit ihnen umgehen, entscheiden, wann wir ihnen wohlwollend nachgeben können oder müssen, ohne jemand anderem zu schaden, und wann es besser ist, sie zu beherrschen, ohne sie zu verurteilen.


Du bist in deinem Wesen einzigartig, wie ein Kristall mit vielen Facetten und egal auf welche Facette gerade Licht fällt, alle anderen existieren trotzdem weiter und wenn wir sie alle kennen, annehmen, vielleicht sogar mögen, werden wir authentisch und unsere Einzigartigkeit wird sichtbar.

Frage dich in wichtigen Situationen immer wieder: „Entspricht dies meinem ureigensten Wesen, fühlt es sich wirklich stimmig an, oder möchte ich nur etwas beweisen, jemanden beeindrucken, möchte ich fremde Vorgaben oder Erwartungen erfüllen, dem Zeitgeist hinterher hecheln?“

Traue dich deinen ganz eigenen Weg zu finden und zu gehen, egal wie viele Irrtümer und Korrekturen er erfordert. Nur so kannst du mit dir ins Reine kommen, dich wohl fühlen. Trau dich „ganz normal“ zu sein, jeder der partout etwas Besonderes sein will, ist zur Mittelmäßigkeit verdammt.


Und entlarve viele Selbstdarstellungen als das was sie sind:

Eine Welt gefälschter schöner Bilder.



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