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FERIENZEIT = AUSZEIT ?//

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Der Sommer naht und für viele die Vorfreude auf den Urlaub. Endlich - Ferien!
 Doch bedeutet Ferien auch Auszeit, Ruhe, Entspannung? Kann man das aushalten, Nichtstun, womöglich Langeweile? Nicht nur nicht Arbeiten, sondern wirklich Muße haben, sich treiben lassen?

Wenn man sich in den Ferienhochburgen so umsieht, kommen berechtigte Zweifel an dieser Fähigkeit auf. Die Ferientage scheinen genauso straff durchorganisiert zu sein, wie der Alltag. Joggen vor dem Frühstück, danach Wassergymnastik, Volleyball, Segelkurs, nachmittags Bogenschießen, Gymnastik und Yoga und abends schließlich Freiluftschach vor dem Sundowner mit klassischer Musik, dem Abendessen und dem Laienmusical.

Auch vor den Kleinsten macht die Animationswut nicht halt und sie werden beschäftigt von morgens bis abends, von Fingerfarben bis Clownkurs.

Auch die sogenannten Individualreisenden stehen in ihren Planungen den professionellen Animateuren in nichts nach. Meist sind schon vor der Abreise Wander - oder Radltouren ausgearbeitet, Besichtungen geplant und für die Kleinen die Besuche in Wasser- oder Abenteuerparks ausgesucht. So als wäre wirklich freie Zeit etwas, das es im Urlaub unbedingt zu vermeiden gilt. Birgt sie doch die Gefahr, nichts zu erzählen zu haben, von keinen Erlebnissen berichten zu können, oder schlimmer noch, für einen Müßiggänger, einen Faulpelz gehalten zu werden. Und obendrein nichts zur Förderung der eigenen Kreativität, Sportlichkeit oder Bildung getan zu haben. Und erst recht nichts für das fördernde Wohlergehen der Kinder....


Für die alten Griechen war Muße das höchste Gut! Alle Bestrebungen galten dem Ziel möglichst viel freie Zeit zu gewinnen, um sich der Muße, dem süßen Nichtstun hingeben zu können. Die Muße diente der Entfaltung der eigenen Gedanken und Kräfte, der achtsamen Entwicklung der eigenen Gaben und Talente.

Erst in der Ruhe konnte und kann (!) man spüren, wozu man sich eignet, welche Impulse und welche Lust sich einstellen aus dem eigenen Inneren heraus. 
Diese antike Mentalität hat der Welt einige der größten Denker, der wichtigsten Erkenntnisse, der schönsten Bauwerke und der sportlichsten Spiele beschert.


Heutzutage wird die "lange Weile", freie, unorganisierte Zeit gemieden wie die Pest. Wir haben die Idee, dass unser Leben sich erfüllt anfühlen müsste, wenn wir jede freie Minute ausfüllen. Selbstverständlich mit Spaß, Sport und Abenteuer. Nur dann kann die Zeit wertvoll sein, das Leben Wert besitzen. Wir haben die Idee, dass wir Kreativität entfalten und erst recht die unserer Kinder, wenn wir möglichst viele Angebote wahrnehmen, möglichst alles ausprobieren, was der Ferienort hergibt. Nicht, dass wir etwas Wichtiges, Interessantes verpassen. Am Ende des Urlaubs stellen wir dann fest, dass die Zeit mal wieder viel zu kurz war, um sich zu erholen und wir sehnen uns wehmütig nach den Sommern unserer Kindheit, als sich die Ferientage endlos auszudehnen schienen, wir durch blühende Wiesen und Felder streifen, tagelang im Seewasser plantschen oder Sandburgen und Baumhäuser bauen konnten, ohne dass Erwachsene mit kreativen Vor- und Ratschlägen nicht von unserer Seite wichen...


Was ist das Geheimnis dieser Erinnerungen, dieser Empfindungen? Ihr ahnt es schon: einfach freie, unverplante Zeit.
 Warum also meinen wir, der Urlaub könne uns wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen, wenn wir uns nichts vornehmen am Wunschort?

Haben wir wirklich so viel Angst in Ruhe unserem eigenen Inneren zu begegnen, dass wir dafür die intensive sinnliche Wahrnehmung eines dahin dümpelnden Sommertages preisgeben?

Es ist ein fataler Trugschluss zu glauben, dass Entspannung, Zu-sich-kommen oder gar kreative Ideen durch ein möglichst großes Angebot gefördert werden könnten. Oft ist genau das Gegenteil der Fall: man fühlt sich überfordert, oder gar eingeschüchtert. Das ist auch schon bei Kindern so. Oft werden sie genauso wie zu Hause mit Kursen und Beschäftigung eingedeckt. Und werden

später nicht die freien, aufregenden Tom-Sawyer- oder Pippi-Langstrumpf- Sommer in ihren Erinnerungen finden. Was sehr schade ist!

Und wir Erwachsenen? 
Die besten Ideen kommen, wenn man nicht danach sucht; die Seele baumelt, sich erholend, im Absichts- und Ziellosen; und innere Ruhe stellt sich ein, wenn man mal dem ganz eigenen Rhythmus folgen kann. 
Wagt es euch einmal wieder einen Tag, ein Wochenende oder einen Urlaub lang einfach nur treiben zu lassen, euren Impulsen zu folgen und auch eure Lieben dazu zu bringen. Schaut wie es sich anfühlt und was daraus spontan entsteht....
Vielleicht wird es eine der schönsten, auf jeden Fall aber der erholsamsten Freizeiten.


Viel Freude dabei!



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