COUCHSTORIES //

Endlich Frühling, wir spüren wieder die jetzt schon wärmende Sonne auf der Haut, die Vögel zwitschern, die Cafe´s rücken die Stühle draußen zurecht. Unsere Stimmung steigt mit den Temperaturen, froh uns nicht mehr bis zur Unkenntlichkeit verhüllen zu müssen, wir schauen wieder hinaus in die Welt... und so langsam erwachen auch unsere inneren Schmetterlinge aus dem Winterschlaf. Wir werden extrovertierter, geselliger und unsere Flirtlaune beschwingt uns.
Viele Menschen wünschen sich in dieser Stimmung einen Partner an ihre Seite, mit dem sie ihre Träume leben können und so machen sich Singles auf die Suche, und so manche Gebundene überfällt Wehmut angesichts der Realität ihrer Beziehung, die doch auch einmal so hoffnungsvoll mit Frühlingsgefühlen begann...und dann doch auch von den anderen Jahreszeiten eingeholt wurde.
Besonders die, deren Hoffnungen schon mehr als einmal enttäuscht wurden, fragen sich, ob es denn gar kein Kriterium gibt, an dem man erkennen könnte, ob eine anfangs glückliche Beziehung hält, was sie versprochen hat. Ob es also Verhaltensweisen von Paaren gibt, die sich messen lassen und so eine Aussage über die Qualität und Dauer der Beziehung treffen können. Eine Vermessung der Liebe sozusagen....
Und natürlich haben Wissenschaftler eine Menge diesbezüglicher Untersuchungen gestartet und einige Kriterien heraus gefiltert, die zumindest die Chance erhöhen, sich mit diesem Partner mehr als einen Sommer zu verstehen.
Viele davon sind hinlänglich bekannt und fließen bei Partnerbörsen in deren „Matching“- Systeme mit ein. Das wichtigste Prinzip dabei ist „gleich und gleich gesellt sich gern“, ein ähnlicher Hintergrund der Familie, Erziehung, Bildung und des Lebensstiles bringt ein größeres gegenseitiges Verständnis, man „spricht die gleiche Sprache“. Während die Gegensätze, die „sich anziehen“, zwar oft einen rauschenden Beginn haben, dann aber ebenso oft ein schnelles Ende. Zu dem „Ähnlichkeitsprinzip“ gibt es ein „Ergänzungsprinzip“, das heißt, bei manchen Eigenschaften ist es besser, wenn die Ähnlichkeit nicht zu groß ist. Zwei „Alphatierchen“ mögen sich schwer tun, wer denn nun den Ton angibt...
Neuere Untersuchungen, die über diese herkömmlichen Eigenschaften hinausgehen, haben nun noch ein sehr gewichtiges Mess-Kriterium zu Tage gebracht, das sich scheinbar wirklich eignet, der Liebe eine Prognose zu stellen. Nein, es geht nicht um den Grad der Verliebtheit, nicht um die Innigkeit des Miteinanders, nicht um die Güte der sexuellen Begegnung, all das scheint auf lange Sicht nebensächlich zu sein.
Wirklich wichtig ist die Konfliktfähigkeit des Paares!
Je höher und reifer die Streitkultur, umso größere Chancen hat die Dauerhaftigkeit in einer Beziehung. Jeder Konflikt, dem wir begegnen, überall, aber besonders in engen Beziehungen, wirft uns immer auch auf uns selbst zurück und lädt uns ein, unsere Werte und Einstellungen, unseren Sinn für Realität, unsere Fähigkeit uns selbst in Frage zu stellen, aber auch zu uns zu stehen, und unsere Möglichkeiten zu verstehen und/oder zu verzeihen, zu überprüfen. Und dann liegt es bei jedem Einzelnen, sich dem Konflikt zu stellen oder uns destruktiv zu verschließen, oder das Ganze überhaupt zu leugnen.
Wie verhält sich denn nun das ideale Paar, dessen Prognose gut ist?
Auch bei „guten“ Paaren können die Fetzen fliegen, dabei wird aber darauf geachtet, sowieso nicht tätlich, aber auch nicht verbal „unter die Gürtellinie“ zu greifen, sondern die sachliche Ebene des Streits nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Es gibt also auch hier Enttäuschung, Wut, Traurigkeit und Unverständnis.
Sobald sich aber die Wogen etwas geglättet haben, setzt sich dieses Paar zusammen, um in Ruhe die unterschiedlichen Standpunkte zu beleuchten.
Dabei geht es um das echte Interesse an dem Standpunkt des Partners, ohne sofort die eigene Position zu verlassen. Verstehen zu wollen, wie der Andere zu dieser Auffassung, diesen Gedanken kommt, was ihn bewegt, welche Gefühlslage, welche Sichtweise er eingenommen hat und warum. Dieses gegenseitige Interesse kann man nur aufbringen, wenn man sich durch die andere Meinung nicht bedroht fühlt und man nicht auf Biegen und Brechen den eigenen Kopf durchsetzen will, sondern den echten Wunsch hat, sich mit dem Anderen auf ein gemeinsames Ziel zuzubewegen.
Jeder muß also in Ruhe seinen eigenen Wunsch reflektieren, aussprechen und vertreten können und gleichzeitig dem Partner zeigen wollen, dass man trotzdem das Ziel hat, sich zu einigen und zu verstehen.
Das Ziel kann bedeuten eine Einigung zu finden, weil ein Argument letztlich beide überzeugt, einen Kompromiss zu schließen oder auch eine Allianz zu vereinbaren, d.h. wir können damit leben, dass der Eine das so und der Andere anders sieht.
Eine solche Diskussion hinterlässt keinen Sieger und keinen Verlierer, sondern zwei Partner auf Augenhöhe.
Wenn eine solche Streitkultur frühzeitig angestrebt wird, nämlich zu einem Zeitpunkt, wo noch keiner die Beziehung innerlich aufgekündigt hat, hat das Paar eine echte Chance zusammen zu wachsen und Zusammenzuwachsen.
Und damit eine ausgezeichnete Prognose für die Dauer seiner Beziehung.
Auch wenn du dich in deiner Beziehung gerade im 7. Himmel wähnst, dich seit langem in Harmonie mit deinem Partner glaubst, oder erst recht, wenn du Untiefen ahnst, aber lieber nicht so genau hinschauen magst: übe auch und gerade bei kleinen Unstimmigkeiten in Ruhe deine ehrliche Meinung zu formulieren und mutig auszudrücken. Auch eine gute Streitkultur stellt sich nicht von alleine ein, lässt sich aber mit Wohlwollen lernen und üben!
Und -es lohnt sich!